Mit dem neuen „Haltungskompass“ von Lidl gibt es ein weiteres Siegel für die Kennzeichnung von Tierhaltungsstandards auf Fleisch. In einer stichprobenhaften Erhebung fanden die Verbraucherzentralen ein noch lückenhaftes Sortiment und zum Teil widersprüchliche Angaben. Die Verbraucherzentralen fordern daher Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner auf, das seit langem angekündigte staatliche Tierwohllabel zügig auf den Weg zu bringen.
Tierschutz steht hoch im Kurs. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen, dass Tiere gut leben, bevor sie geschlachtet werden. Der Handel reagiert darauf mit neuen Marken und Labeln. Aktuell startet der Discounter Lidl mit seinem vierstufigen „Haltungskompass“. Vier Siegel mit den Ziffern 1 bis 4 signalisieren bei den Eigenmarken von Lidl verschiedene Haltungsstandards bei Frischfleisch – von der Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen bis zum Öko-Standard. „Eine Kennzeichnung der Tierhaltung ist ein guter Ansatz. Doch mit jedem zusätzlich eingeführten Siegel wird es immer schwieriger, den Labeldschungel zu durchschauen“, so Luise Hoffmann, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Thüringen. „Um Verbrauchern Orientierung und Verlässlichkeit beim Einkauf zu geben, brauchen wir schnell ein einheitliches, mehrstufiges staatliches Tierwohllabel mit hohen Tierschutzstandards.“
Die Verbraucherzentralen haben aktuell in zehn Bundesländern und insgesamt 13 Filialen stichprobenartig nachgeschaut, welche Kennzeichnungen beim Frischfleischangebot von Lidl zu finden sind. In den Kühltheken haben sie überwiegend Fleisch gefunden, das lediglich den gesetzlichen Mindeststandard einhielt. Mit dem geringfügig höheren Tierschutzstandard der Stufe 2 „Stallhaltung plus“ war nur frisches ungewürztes Geflügelfleisch zu finden, das von Betrieben der Brancheninitiative Tierwohl stammt. Diese Betriebe bieten ihren Tieren beispielsweise zehn Prozent mehr Platz. Allerdings gab es bei dieser Kennzeichnung widersprüchliche Angaben. Auf gut der Hälfte der Geflügelpackungen mit dieser Kennzeichnung stand, dass das Fleisch möglicherweise nicht aus Betrieben der Initiative Tierwohl stammt. „Lidl muss hier zwingend nachbessern“, so Hoffmann
Das Angebot an Frischfleisch mit höherem Tierschutzstandard, wie Zugang der Tiere zu Außenklimabereichen, ist sehr überschaubar. Hier fanden die Verbraucherzentralen in der Erhebung nur ganze Hähnchen – und das nicht einmal in jeder Filiale. Das Siegel der Stufe 4 „Bio“ fand sich im Prinzip nur auf wenigen Packungen mit Hackfleisch und Gulasch.
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner sollte das Ergebnis dieses kleinen Marktchecks als Weckruf sehen, das seit Langem angekündigte staatliche Tierwohllabel zügig auf den Weg zu bringen. Nur ein einheitliches staatliches Siegel, das hohe Standards für Tierschutz und Tiergesundheit garantiert, schafft Transparenz und Verlässlichkeit für Verbraucher.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.