Umfrage in Thüringen: Verbraucher akzeptieren Impfung gegen Ebergeruch

Pressemitteilung vom
Die Verbraucherzentrale Thüringen hat auf der Messe „Grüne Tage Thüringen“ Besucher zur Impfung gegen Ebergeruch bei Ferkeln befragt. Anders als vielfach öffentlich dargestellt, sah die große Mehrheit der Befragten darin eine akzeptable Alternative zum betäubungslosen Abschneiden der Hoden.
Ferkel in einem Stall.
  • Die Verbraucherzentrale Thüringen hat auf der Messe "Grüne Tage Thüringen" die Besucher nach ihrer Meinung zur Kastration von männlichen Ferkeln befragt. 
  • Bislang werden deren Hoden ohne Betäubung abgeschnitten. Das ist schmerzvoll für die Tiere. Die Kastration ist nötig, damit sie keinen Ebergeruch entwickeln. Dieses Fleisch stinkt.  
  • Die Fleischlobby behauptet, es gäbe keine wirklich umsetzbaren Alternativen. Die Methode der Impfung gegen den Ebergeruch würden die Verbraucher angeblich nicht akzeptieren. Das Fleisch wurde dann mehrfach als "Hormon-Fleisch" bezeichnet, was eine klare Falschaussage ist.
  • Die Umfrage der Verbraucherschützer zeigt: 93 von 111 Befragten sehen die Impfung als eine akzeptable Alternative zur Kastration.  
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Die Verbraucherzentrale Thüringen hat auf der Messe „Grüne Tage Thüringen“ vom 21. bis 23. September in Erfurt Besucher zur Impfung gegen Ebergeruch bei Ferkeln befragt. Anders als vielfach öffentlich dargestellt, sah die große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) in der Methode eine akzeptable Alternative zum betäubungslosen Entfernen der Hoden. Die Verbraucherschützer fordern deshalb: Landwirte und Industrie dürfen nicht länger eine „fehlende Verbraucherakzeptanz“ bei der Immunokastration behaupten. Sie müssen sich sachlich damit auseinandersetzen und dazu informieren.

Zwischen Landwirten, Industrie, Tiermedizinern und Tierschützern brennt aktuell eine Diskussion rund um das Fleisch, das in Deutschland am meisten verzehrt wird: Schweinefleisch. Grund ist eine Gesetzesänderung, die zum 1. Januar 2019 in Kraft tritt. Ab dann dürfen männliche Ferkel nicht mehr betäubungslos kastriert werden. Diese Prozedur ist schmerzvoll für die Tiere. Das steht außer Frage.

Für Zündstoff sorgt vielmehr, welcher alternative Weg künftig gewählt werden soll, um Ebergeruch zu vermeiden. Geschlechtsreife männliche Schweine bilden in den Hoden Sexualhormone, die bei einem Teil der Tiere zu einem unangenehmen Geruch und Geschmack führen können. Solches Fleisch ist nahezu unverkäuflich.

Bei der sogenannten Immunokastration wird den Tieren ein künstlich hergestellter Eiweißstoff geimpft. Der führt dazu, dass die für den Ebergeruch verantwortlichen Hormone nicht gebildet werden. Für die Tiere ist das deutlich schonender als die chirurgische Entfernung der Hoden. Für die Menschen, die das Schweinefleisch verzehren, besteht keinerlei Risiko. In anderen Ländern Europas, etwa Belgien und Norwegen, wird die Immunokastration seit Jahren praktiziert.

Bezeichnung „Hormon-Fleisch“ ist eine klare Falschaussage

In den vergangenen Monaten wurde die Methode, die von Tierschützern bevorzugt wird, von einem Großteil der Landwirte und Industriebetriebe als nicht vermittelbar abgetan. Verbandsvertreter nutzten in dem Zusammenhang das Wort „Hormon-Fleisch“, auch in der öffentlichen Kommunikation – eine klare Falschaussage!

Nach einer Umfrage bei den „Grünen Tagen Thüringen“ vom 21. bis 23. September in Erfurt fordert die Verbraucherzentrale Thüringen eine sachliche Auseinandersetzung mit der Immunokastration sowie eine ehrliche Information der Öffentlichkeit über das Verfahren und seine Wirkung.

Die Immunokastration beurteilten bei der nicht repräsentativen Umfrage 83 Prozent der Verbraucher als „akzeptable Alternative“ zur bisherigen Handhabe. 93 von 111 Teilnehmern stimmten zu, dass sie das Fleisch geimpfter Schweine kaufen würden. „Das ist die große Mehrheit“, sagt Luise Hoffmann von der Verbraucherzentrale, die die Umfrage am Messestand betreute.

„Die Sorge um eine angebliche fehlende Verbraucherakzeptanz darf nicht länger als Argument aufgebauscht und vorgeschoben werden, um sich nicht mit der Methode auseinanderzusetzen“, zieht Luise Hoffmann ein Fazit.

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