Cassia oder Ceylon – Zimtsorte ist oft nicht erkennbar

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In einem Marktcheck hat die Verbraucherzentrale Thüringen geprüft, ob bei gemahlenem Zimt die Sorte angegeben ist. Die Kennzeichnung ist wichtig für Verbraucher:innen, schließlich enthält insbesondere Cassia-Zimt höhere Mengen des natürlichen Schadstoffes Cumarin. Das Ergebnis zeigt einen großen Nachholbedarf bei der Kennzeichnung der Zimtsorten.
Cassia-Zimtrollen und gemahlener Zimt liegen auf einem Tisch.
  • Zimt enthält den natürlichen Aroma- und Duftstoff Cumarin.
  • Cumarin kann in hohen Mengen bei empfindlichen Personen die Leber schädigen.
  • Je nach Sorte unterscheiden sich die Cumaringehalte in Zimt. Während Ceylon-Zimt sehr wenig Cumarin enthält, sind die Mengen in Cassia-Zimt wesentlich höher.
  • Nur wenn die Sorte angegeben ist, können Verbraucher:innen sich am Gewürzregal bewusst gegen hohe Cumaringehalte entscheiden.
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Was ist Cumarin und wo kommt es vor?

Cumarin ist ein natürlicher Aroma- und Duftstoff, der in Zimt, aber auch in Waldmeister und Tonkabohnen enthalten ist. Bei empfindlichen Personen kann Cumarin die Leber schädigen. Die Schädigungen können jedoch wieder ausheilen, wenn kein Cumarin mehr verzehrt wird. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält eine Aufnahme von bis zu 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht täglich für sicher. Für Zimtgewürz selbst gibt es keine gesetzlich festgelegten Cumarin-Höchstgehalte, allerdings für einige Lebensmittel wie zimthaltige Desserts oder saisonale Backwaren.

Im Wesentlichen werden im Handel zwei Zimtsorten angeboten: Cassia-Zimt und Ceylon-Zimt. Cassia-Zimt enthält durchschnittlich circa 3.000 Milligramm Cumarin pro Kilogramm, wobei die Gehalte auch bis zu 10.000 Milligramm reichen können. Er schmeckt dementsprechend kräftig-aromatisch. Dagegen sind die Cumarin-Gehalte in Ceylon mit weniger als 8 Milligramm pro Kilogramm verschwindend gering. Er schmeckt daher milder. 

Die verwendete Zimtsorte muss weder bei Zimt selbst – egal ob gemahlen oder als Stange – noch bei zusammengesetzten Lebensmitteln mit Zimt als Zutat angegeben werden. Einige Hersteller kennzeichnen die Sorte allerdings freiwillig.

Was wurde überprüft?

In einem Marktcheck hat die Verbraucherzentrale Thüringen untersucht, ob die Zimt-Sorte beim Einkauf erkennbar ist. Die Untersuchung beschränkte sich auf Fertigpackungen von gemahlenem Zimt. Stangenzimt und Mischgewürze fanden keine Berücksichtigung. Insgesamt wurden 31 Produktverpackungen aus drei Supermärkten, zwei Bioläden, fünf Discountern, drei Drogerien und einem Reformhaus erfasst. Überprüft wurde, ob die Zimtsorte (Ceylon oder Cassia) auf der Verpackung angegeben war, ob das Angebot je nach Einkaufsort variierte, ob es Hinweise zu Cumarin oder zur Verwendung gab und welche Preisunterschiede vorlagen.

Bei knapp der Hälfte keine Angabe der Sorte

Das rote Kreisdiagramm zeigt die Angaben der im Marktcheck untersuchten Zimtsorten in Prozent.

Bei den 31 untersuchten Produkten gaben die Hersteller in 18 Fällen die Zimtsorte an. Bei 13 Produkten und damit etwas weniger als der Hälfte war keine Angabe zur Zimt-Sorte zu finden. Bei den gekennzeichneten Produkten handelte es sich in zwölf Fällen um Ceylon-Zimt, in fünf Fällen um Cassia-Zimt und bei einem Produkt um eine Mischung aus Ceylon- und Cassia-Zimt.

Auffällig war, dass die Zimtsorte vor allem bei Produkten in Bio-Qualität angeben war. 17 der 20 Bio-Produkte und damit 85 Prozent waren entsprechend gekennzeichnet. Von den elf konventionellen Produkten trug lediglich eines den Hinweis, dass es sich um Cassia-Zimt handelt.

Betrachtet man den Einkaufsort, so fällt auf, dass Verbraucher:innen auf der Suche nach Ceylon-Zimt sowohl in Reformhäusern, als auch in Supermärkten, Drogerien und Bio-Läden fündig werden. In den fünf untersuchten Discountern war bei keinem der insgesamt sieben Produkte die Zimtsorte angegeben. 

Gibt es Hinweise zu Cumarin?

Lediglich drei Produkte trugen direkte oder indirekte Hinweise zu Cumarin. Zwei Cassia-Produktverpackungen waren mit der Angabe „sparsame Verwendung“ oder „in Maßen eingesetzt“ versehen. Ein Cassia-Zimtprodukt dagegen trug die Angabe „Ideal für die Weihnachtsbäckerei“. Hier kann die Annahme entstehen, dass auch große Mengen Zimt unbedenklich verwendet werden können. Auf einem Ceylon-Zimtprodukt wurde darauf hingewiesen, dass diese Zimtsorte die geringsten Cumaringehalte besitzt.

Bietet der Preis Orientierung?

In der Regel zahlen Verbraucher:innen für Zimt ohne Sortenangabe weniger als für Zimt mit Sortenangabe. Dies deutet darauf hin, dass in der Regel Cassia-Zimt im Produkt steckt, der auf dem Weltmarkt zu geringeren Preisen gehandelt wird. Durchschnittlich kostet der Zimt ohne Sortenangabe 36,75 Euro pro Kilogramm (von 15,92 Euro bis 89,67 Euro). Zimt mit der Sortenangabe Ceylon kostet im Durchschnitt 62,72 Euro und damit etwa 70 Prozent mehr. Der günstigste Ceylon-Zimt ist mit 32,25 Euro pro Kilogramm jedoch günstiger als ein durchschnittlicher Zimt ohne Sortenangabe. 

Nicht auf Fotos von Zimtstangen verlassen

Die Stangen von Ceylon- und Cassia-Zimt unterscheiden sich in ihrem Aussehen. Bei Zimtstangen von Cassia formt eine einzelne dicke Rindenschicht ein Röllchen. Bei Ceylon-Zimt besteht die Stange dagegen aus vielen zusammengerollten Schichten.

21 der 31 Produkte trugen Abbildungen von Zimtstangen, darunter auch neun Produkte ohne Sorten-Angabe. Auf sieben der neun Produkte waren Cassia-Zimtstangen abgebildet. Dies untermauert die Annahme, dass Produkte ohne Sortenangaben meist Cassia-Zimt enthalten. 

Vereinzelt sind die Produktabbildungen jedoch nicht eindeutig oder stimmen nicht mit dem Inhalt überein – sei es, weil die Zimtsorte anhand der Abbildung nicht sicher bestimmt werden kann oder weil zwar eine Zimtsorte angegeben ist, aber grafisch beide Zimtsorten dargestellt werden. Abbildungen können daher ein Anhaltspunkt sein, sind aber keine eindeutige Sortenangabe.

Marktführer Cassia-Zimt bewusst dosieren 

Cassia-Zimt ist auf dem Weltmarkt die dominierende und preisgünstigere Zimtsorte. Daher kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Zimtprodukten ohne Sortenangabe meist um Cassia-Zimt handelt.

Verbraucher:innen, die Wert auf die Verwendung von Ceylon-Zimt legen, werden im Bioladen, Supermarkt, Drogeriemarkt oder Reformhaus fündig. Üblicherweise müssen sie dafür höhere Preise in Kauf nehmen. Die Bio-Produkte liefern deutlich häufiger Informationen über die Zimt-Sorte als konventionelle Zimtprodukte. Abbildungen auf den Produkten können ein Hinweis auf die Sorte sein, sind aber nicht immer verlässlich. Für Zimtfans, die häufig und größere Mengen Zimt verwenden, ist Ceylon-Zimt zu empfehlen. Cassia-Zimt sollte bedacht genossen werden. 

Zimtsorte sollte klar gekennzeichnet sein

Damit Verbraucher:innen sich bewusst für cumarinarmen Zimt entscheiden können, sollten Hersteller die Zimtsorte grundsätzlich kennzeichnen. Abbildungen auf der Verpackung sollten mit der enthaltenen Zimtsorte übereinstimmen, um irreführende Behauptungen zu vermeiden.