Eine aktuelle Studie der Fraunhofer-Institute IEG und ISI kommt zu dem Ergebnis: Beim Wechsel auf Wasserstoff wären die Heizkosten im Jahr 2035 um circa 74 bis 172 Prozent höher als die bisherige Gasrechnung. Hinzu kommen Kosten für die Umrüstung der Heizung sowie gegebenenfalls für Anpassungen im Gebäude.
Gasheizung und Wasserstoff: was technisch möglich ist
Wer sich heute eine H2-ready-Gasheizung einbauen lässt, ist damit noch lange nicht für den Wasserstoffbetrieb vorbereitet. Der Begriff „H2-ready“ ist nicht eindeutig definiert. 20 %-H2-ready bedeutet zum Beispiel, dass das Gerät eine begrenzte Wasserstoffbeimischung von 20 Volumenprozent verträgt. Das ist technisch oft möglich, ersetzt jedoch nur 7 Prozent Erdgas.
„Die Klimawirkung ist also sehr begrenzt und diese Geräte sind für den späteren Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff nicht geeignet“, sagt Ramona Ballod, Energiereferentin der Verbraucherzentrale Thüringen.
100 %-H2-ready-Geräte können mit vertretbarem Aufwand auf reinen Wasserstoffbetrieb umgerüstet werden. Dazu werden später der Brenner und weitere Teile ausgetauscht. Die für die Umrüstung nötige Technik gibt es noch nicht am Markt, sie sind für 2026 bis 2029 angekündigt. Die tatsächlichen Kosten und der Aufwand für den Umbau sind noch unklar.
Netzumstellung braucht Zeit
Und auch wenn die bestehenden Leitungen im Verteilnetz im Wesentlichen wasserstofftauglich sind, rechnen die Netzbetreiber doch mit einem komplexen und langwierigen Umstellungsprozess, bei dem jedes angeschlossene Gerät umgestellt und vom Netzbetreiber einzeln überprüft werden muss.
„Bis dahin werden wohl einige der heutigen Gaskunden zu bereits vorhandenen Heizungsalternativen gewechselt sein und die Preiskalkulation für den verbleibenden Wasserstoffbetrieb wird noch schwieriger“, so Ramona Ballod. Ihr Fazit deshalb: „Die Gasheizung weiterlaufen lassen in der Hoffnung auf Wasserstoff: das ist eine Wette auf die Zukunft, die am Ende sehr teuer werden kann.“
Hausbesitzer:innen sollten einen notwendigen Heizungstausch deshalb nicht auf die lange Bank schieben, vor allem da es aktuell attraktive Förderprogramme dafür gibt.
Wärmepumpe oder Pelletheizung als Alternative
Für viele Eigenheime ist eine Wärmepumpe die wirtschaftlich und ökologisch beste Lösung. Auch Holzpelletheizungen können – vor allem in Bestandsgebäuden – sinnvoll sein. Beide Varianten sind erprobt, zuverlässig und deutlich klimafreundlicher als Gasheizungen. Die Energieberater:innen der Verbraucherzentrale Thüringen unterstützen bei der Entscheidung – auf Wunsch auch bei den Ratsuchenden vor Ort. Sie prüfen, welche Heiztechnik zum Gebäude passt und welche Fördermittel für die Sanierung genutzt werden können.
„In unserer Beratung geht es nicht darum, bestimmte Lösungen zu empfehlen, sondern die passenden Optionen aufzuzeigen. Welche Technik Sie am Ende wählen, entscheiden Sie selbst – auf Grundlage verlässlicher und neutraler Informationen“, so Verbraucherschützerin Ramona Ballod.
Termine für ein persönliches Beratungsgespräch können unter der Telefonnummer 0800 809 802 400 (kostenfrei) vereinbart werden. Wer bereits Angebote für eine Wärmepumpe vorliegen hat, kann den kostenfreien Wärmepumpen-Angebots-Check der Verbraucherzentrale nutzen. Die Expert:innen der Verbraucherzentrale werten die Unterlagen aus und prüfen auch die Förderfähigkeit der Angebote.
Link zur Studie: „Heizen mit Wasserstoff: Aufwand und Kosten für Haushalte anhand aktueller Daten und Prognosen“, Kurzgutachten im Auftrag von GasWende und Greenpeace.
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Dank einer Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium und der Landesenergieagentur ThEGA sind in Thüringen auch die Vor-Ort-Termine bei den Ratsuchenden zu Hause kostenfrei.