Die Verbraucherzentrale Thüringen erweitert ihr Angebot: In Kürze können sich auch Verbraucher:innen aus dem ländlichen Raum in Südthüringen persönlich beraten lassen, ohne eine lange Anreise auf sich nehmen zu müssen. „Wir sind sehr froh, den Menschen in Südthüringen schon bald persönlich zur Seite stehen zu können“, sagte Verbraucherzentrale-Vorstand Dr. Ralph Walther bei der Jahrespressekonferenz der Verbraucherzentrale am Mittwoch. Möglich wurde das durch eine Kooperation mit den Städten Hildburghausen und Sonneberg. Sie stellen jeweils den Raum zur Verfügung. Eine weitere solche Kooperation wurde erst diese Woche mit der Stadt Schleiz geschlossen.
Gute Nachrichten gibt es auch für Schmalkalden und Suhl, die bislang südlichsten Beratungsstellen. Dort können seit Juli wieder regelmäßig Termine angeboten werden – zu Verbraucherrecht, Finanzen und Versicherungen sowie Energiefragen.
Mehr als 10.000 Beratungen im Jahr 2024
„Die Thüringer Landesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Stärkung der Verbraucherberatung im ländlichen Raum bekannt. Wir setzen das um, denn wir erleben täglich, wie wichtig eine persönliche Anlaufstelle ist“, sagt Walther. „Die Maschen unseriöser Anbieter werden immer komplexer, Verträge immer undurchsichtiger – nicht nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen, sondern für alle Menschen, die nicht gerade Jurist:innen sind.“
Wenn ein Abo zur Kostenfalle wird oder ein Anbieter Kundenrechte verweigert, helfen die Expert:innen der Verbraucherzentrale. Mehr als 10.000 Verbraucher:innen nahmen 2024 eine persönliche Beratung wahr. In 6.700 Fällen ging es dabei um Verbraucherrecht, Finanzen, Versicherungen sowie Lebensmittel und Ernährung. Darüber hinaus nutzten 3.300 Thüringer:innen die Energieberatung der Verbraucherzentrale zu den Themen Heizungstausch, Photovoltaik, Solarwärme, Dämmen und mehr.
Neben der Beratung gaben die Verbraucherschützer 51.500 fachliche Auskünfte bzw. verwiesen an andere Organisationen und Behörden. Die Gesamtsumme der Verbraucherkontakte (61.500 Kontakte) steigerte sich damit leicht im Vergleich zum Jahr 2023 (61.275 Kontakte).
Während sich in den vergangenen Jahren die Beratung stark auf Energierecht fokussierte, wurden 2024 wieder deutlich mehr Themen nachgefragt.
Das waren die Top-Themen in der Beratung (ohne Energieberatung):
Alltagsverträge nahmen nun wieder Platz 1 ein. Unter diesem Begriff summieren sich unter anderem Käufe in Online-Shops, Verträge mit Fitnessstudios, mit Partnervermittlungen, Gewinnspiele oder Zeitschriften-Abos.
Auf Platz 2 (2023 noch Platz 1) folgten Rechtsfragen zu Energieverträgen.
Platz 3 und 4 nahmen zu gleichen Anteilen die Bereiche „Telekommunikation und Digitales“ (Handy, Internet, Streamingdienste und ähnliches) sowie „Geldanlage, Altersvorsorge, Versicherungen und Zahlungsverkehr“ ein.
Auf Platz 5 standen Fragen rund um Bauen, Wohnen und Mieten.
Hier geht's zum Jahresbericht 2024.
Walther: Online-Handel muss stärker reguliert werden
Ein Dauerbrenner in der Beratung war und ist der Online-Handel: von Fake-Shops über Shops, die den Eindruck erwecken, aus Deutschland zu sein, dann aber teure Retouren nach Asien verlangen, bis zu Problemen mit Lieferung und Rücksendung bei namhaften Anbietern. Der persönliche Schaden der Betroffenen geht meist einher mit dem Vertrauensverlust in den Online-Handel insgesamt. Dazu Ralph Walther:
„Verbraucher:innen haben, wenn es zu Problemen kommt, wenig Handhabe und oft das finanzielle Nachsehen. Die Politik muss regulierend eingreifen. Es braucht klare staatliche Durchgriffsrechte, damit Internetseiten, die erwiesen Verbraucherrechte verletzen, vom Netz genommen werden. Es kann nicht sein, dass Verbraucher:innen in diesem Handels-Wildwest alleine gelassen werden.“
Um stark für die Thüringer:innen sein zu können, braucht die Verbraucherzentrale selbst finanzielle Stabilität und Verlässlichkeit. Daher betonte Ralph Walther mit Blick auf den Ausbau des Beratungsangebots: „Wir fordern, dass die Landesregierung auch im geplanten Doppelhaushalt 2026/27 die Mittel für die neu geschaffenen Angebote bereitstellt. Es wäre ein Zeichen großer Unzuverlässigkeit, sich nach wenigen Monaten wieder aus den Regionen zurückziehen zu müssen.“
Neues Projekt macht fit für den neuen Alltag als Familie
Vorgestellt wurde bei der Pressekonferenz auch ein neues Projekt aus dem Bereich „Lebensmittel und Ernährung“. Als verlässlicher Ansprechpartner für alle Verbraucher:innen in Thüringen nimmt die Verbraucherzentrale ab sofort eine neue Zielgruppe in den Fokus: Das Projekt „Psychische Gesundheit und Ernährung rund um die Geburt“ macht werdende und junge Eltern fit für das „Abenteuer Familie“. Das gemeinsame Projekt der Verbraucherzentrale Thüringen und der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR) unterstützt junge Eltern in ihrem psychischen Wohlbefinden durch informierte Entscheidungshilfe zum Thema Essen und Trinken.
„Wir freuen uns, dass wir unsere Expertise im Bereich Lebensmittel und Ernährung jetzt auch in die Gestaltung einer gesunden Ernährung für Eltern und Kinder bis zum dritten Lebensjahr einbringen können“, sagt Vorstand Ralph Walther. „Darüber hinaus ist das Projekt auch deshalb so wertvoll für uns, da wir damit eine Altersgruppe erreichen, die bislang noch eher selten zur Verbraucherzentrale findet.“